Test Konzertgitarren

Klassische Gitarren testen

Kotflügel-Spieler Telecaster PF SRD Test. Ich spiele seit einigen Jahren wieder ausschließlich Konzertgitarren. Wir haben in dieser Preisklasse verschiedene Gitarren getestet. Nebenbei bemerkt: Bei einigen billigen Gitarren kommt es jedoch selten vor, dass die Saite bei diesem Test auf dem Bund aufliegt:

nachhallend

Jeder, der glaubt, über Konzertgitarren sei alles gesagt worden, weiß nichts über die Musik von Philipp Neumann, der mit seiner Bassreflex-Gitarre in Konstruktion und Klang neue Maßstäbe setzt. In Gedanken versunken schaut Gitarrenbauer Philipp Neumann aus dem Schaufenster seiner Leipziger Manufaktur. Beim Blick auf die rote Backsteinmauer der damaligen Spinnerei denkt er darüber nach, wie die Klangmöglichkeiten von Konzertgitarren erweitert werden können.

Wir mussten vielmehr einen weiteren Entwicklungsschritt gehen und die ganze Gitarrenkonstruktion umdenken. Im Rahmen einer Hausarbeit kam Neumann auf die Idee, eine Konzertgitarre im spanischen Design mit Bassreflexprinzip zu bauen (siehe Kasten). Ein Gedanke, der sich als so gelungen erwiesen hat, dass Neumann ihn auch heute noch einsetzt und in seinen heutigen Vorbildern, der Bassreflex- und der Wave-Gitarre, ausbaut.

Unser Testkandidat ist das Bassreflexmodell des 2007er Jahrganges von Philipp Neumann, bei dem die essentiellen Grundformen einer Konzertgitarre erhalten bleiben und damit die Spielposition nicht beeinflußt wird. "Neumann: Das Gerät wirkt wie ein Schlachtschiff von der Rückseite, bleibt aber von vorn in der Achterform.

Das macht den Rahmen sehr stabil und für die zerbrechliche Bauweise der Schallöcher geeignet", erläutert Neumann. Laut dem Designer führt die große Steifigkeit der Doppelrahmen zu einer gerichteten, frontalen Ausstrahlung, die sich besonders bei Auftritten als sehr nützlich erweist. Zugleich hat die Bassreflex-Gitarre eine grössere Schwingungsfläche mit einer Standard-Skalenlänge von 65 cm, da die Platte aus 30 Jahre altem, massivem Alpenfichteholz nicht durch ein zentrales Schalloch durchbrochen wird.

"In klanglicher Hinsicht verbessert es den Mitteltonbereich, der zunächst etwas zu wenig belichtet schien", erläutert Neumann. Selbst wenn Neumann auf künstlerische Dekorationen verzichten muss, erscheinen die Einbände aus Palisander, Mahagoni und Ahorn dezent nobel und sehr geschmacksvoll. "Die Nackenstütze ist typischerweise spanisch", erläutert der Geigenbauer und präzisiert: "Das sind Einschnitte im oberen Block, in denen die Rippen eingeklebt sind.

Die sichtbaren Dreiecke auf der Rückwand sind ein Erkennungszeichen meiner Instrumente. Sie sind sehr robust und erlauben ein sehr genaues Abstimmen der Bässe. Durch die akribisch gefeilte Brückenkonstruktion ergibt sich eine schöne Saitenposition - bezogen auf den zwölften Bünde - von drei Millimetern für die E-Saite.

Neumann hat sich etwas Raffinesse für den Anleger einfallen lassen. Die Bassgitarre ist in der praktischen Anwendung ein Meisterwerk voller Charakter. Das Intonationsverhalten - immer ein entscheidender Faktor für Akustikgitarren - ist durchgehend hervorragend. Sogar das oft vorkommende G-String-Problem - ab der fünften Position mangelt es an Durchsetzungsvermögen - wurde von Neumann gelöst.

Der Gitarrensound ist dadurch über das ganze Gitarrengriffbrett sehr ausgeglichen. Doch auch bei Werken von J. S. Bach wie der e-moll ( "Bourée") (BMV 996) oder der Gigue (BMV 1009) punktet die Bassgitarre, denn die Basssätze der Mehrstimmigkeit unterscheiden sich stark von denen der Melodie und der Mittelstimme. Die Bassgitarre hat auch in höheren Registern ihre Durchsetzungsfähigkeit nicht verloren, und die Noten wirken in einem charakterstarken Obertonkleid, auch wenn die Höhen zunächst etwas mehr frischer für unseren Gaumen brauchen.

Der Bassreflex wirkt zwar immer noch sehr harmonisch und dezent, aber vor allem der Mittel- und Hochtonbereich ist jetzt sehr edel und offen. Der Bassreflex von Philipp Neumann ist ein professionelles Multitalent. Es hört sich sehr harmonisch an und hat einen etwas geräuschhaften, reservierten Klang. Handgefertigt in Deutschland, kosten die Bassreflex-Gitarre inklusive artonus Koffer 4,200 EUR, was angesichts des hochwertigen Niveaus durchaus angebracht ist.

Philipp Neumann ist seit 2004 selbstständiger Meister im Zupfinstrumentenbau in Leipzig. Dem ging ein bewegtes Jahr 2003 voraus, in dem Neumann mit der besten Gesamtnote des Jahres als Diplom-Designer (FH) abschloss und auch die Magisterprüfung bestand. Schon während seines Kunstgewerbestudiums mit Fokus auf den Instrumentenbau in Markenukirchen sammelte der ausgebildete Schreiner nicht nur viel theoretische Kenntnisse, sondern bereiste auch - sozusagen zurück zu den Wurzeln - das Heimatland der Gittern.

Er nährte sein Hirn weiterhin mit unentbehrlichem, praktischen Know-how. Erwähnenswert ist jedoch seine einschlägige Forschungsarbeit im Musikinstrumenten-Museum der Uni Leipzig, in der Neumann sich intensiv mit der Gitarre von Gennaro Fabricatore (18. Jahrhundert), Louis Panormo (19. Jahrhundert) oder Matthias Sellas (15. Jahrhundert) beschäftigt.

Neumann fertigt heute in seinem Leipziger Studio neben qualitativ hochstehenden Konzertgitarren in traditionellem Design eigene Entwürfe. Die WaveGuitar mit der so genannten Bassreflex-Gitarre - einer patentierten Philharmonie - und ihrer weiteren Entwicklung, der WaveGuitar, erweitert die Klangvielfalt der gezupften Musikinstrumente durch strukturelle Raffinessen. Für seine Innovationen wurde Neumann 2005 mit dem Bayrischen Landespreis der Münchner Handwerkerkammer und auf der Weltmesse mit dem Talentpreis für Technologie geehrt.

Genauso verfährt Neumann mit seinen Bassgitarren. Allerdings stärkt die Guitarre aufgrund ihrer Resonanzcharakteristik nur die Saitenfrequenzen. Traditionell gebaute Instrumente sind daher nicht in der Lage, die Grundtöne der Bassklänge zu intensivieren, da das Spektrum einer Konzertgitarre erst oberhalb der tiefen Klänge auftritt.

Die große Okt. der großen Okt. - tiefes O der Guitarre - entsprechen einer Vibration von 82,41 Hertz. Der erste Nachhall der Guitarre ist etwa 90 bis 200 Hertz. So kann eine herkömmliche Konzertgitarre die Bassnoten nicht unter ihrer eigenen Klangfarbe nachbilden. Mit dem Bassreflexprinzip kann die Kavitätenresonanz auch beim Bau von Gitarren weiter in den tatsächlich gewünschten Tieftonbereich verschoben werden, ohne die Lautstärke, d.h. den Gitarrenkörper, zu erhöhen.

Durch die Messung des FFT-Spektrums und die Änderung der Basskanäle kann die Resonanz der Kavität der Gitarre genau auf die Bässe abgestimmt werden. Bei der Gitarrenentwicklung ließ Neumann die Basskanäle zunächst etwas weiter und klebte sie nur vorläufig auf den Untergrund. Die wiederholte Einstellung der Messkanäle und die kontinuierliche Überwachung mittels FFT-Analysen führten zu einer Kavitätenresonanz von 82,5 Hertz.

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